»Bauen«, so der Historiker Wolfram Pyta, »war ein Kernbereich der NS-Herrschaft«. Bauten und Architektur aus dieser Zeit verdeutlichen das politische und ideologische Selbstverständnis der Nationalsozialisten.
Im Jahr 2023 erhielt Vogelsang IP dankenswerterweise als Schenkung aus dem Familienbesitz von Dieter und Peter Derichs sechs Fotoalben zur Baugeschichte der NS-Ordensburg Vogelsang von 1934 bis 1937. Durch die ca. 700 bislang unbekannten Fotos ist es nun möglich, den Bau von Vogelsang wesentlich umfangreicher als bisher und in zahlreichen neuen Details zu dokumentieren. In den Händen des 1926 gegründeten Aachener Familienunternehmens Derichs u. Konertz KG lagen wesentliche Teile der Hochbauausführung Vogelsangs.
Die Sonderausstellung »Visionen der Macht« bietet eine Auswahl von bisher nie gezeigtem Bildmaterial. Sie wirft so einen neuen Blick auf Vogelsang und geht der Frage nach, aus welchen Gründen die Planung und der Bauablauf von Anfang an durch Unruhe und Aktionismus gekennzeichnet waren. Die informativen Tafeln der Ausstellung stellen dabei nicht nur schlaglichtartig den Bau und die Architektur Vogelsangs dar, sondern sie erläutern auch die Funktion der Anlage sowie den Ausbau Vogelsangs zur nationalsozialistischen Beeindruckungskulisse.
Die Sonderausstellung ergänzt die Dauerausstellung der NS-DOKUMENTATION und befindet sich auf der Empore des Besucherzentrums von Vogelsang IP. Zu sehen ab dem 22. November. Der Eintritt ist frei.
Bild 1: Blick in die Werkstatt des Bildhauers Willy Mellers auf dem Adlerhof, 12. September 1935. Die Aufnahme zeigt im Vordergrund das Gipsmodell des auf der östlichen Seite des Platzes aufgestellten Adlers und dahinter die Arbeiten am Original aus Muschelkalk. Bauten der NSDAP, so die Vorgabe, waren mit Adlern als Hoheitszeichen zu versehen (Archiv Vogelsang IP, Bestand Derichs/Fotograf: ohne Angabe).
Bild 2: Großbaustelle während des laufenden Schulungsbetriebs: Diese Aufnahme vom 15. Juli 1936 zeigt die Maurerarbeiten an der entstehenden »Burgschänke«. Links im Bild die Lehrbögen zur Errichtung der dann in Bruchstein ausgeführten Rundbögen auf der Talseite des Gebäudes, rechts der damals noch anstehende Fels (Archiv Vogelsang IP, Bestand Derichs/Fotograf: ohne Angabe).
Bild 3 und 4: Bei den umfangreichen Terrassierungs- und Erdarbeiten in Vogelsang bewegten mehrere hundert Arbeiter einige 100.000 Kubikmeter Fels und Erdreich. Sie arbeiteten überwiegend von Hand, nur wenige Maschinen kamen zum Einsatz. Diese Aufnahmen vom 27. September 1936 zeigen Maurer- und Zimmererarbeiten am markanten Rundbau der »Burgschänke«. Dieser halbkreisförmige Pavillon erhielt im Erdgeschoss einen Billardraum, im Obergeschoss den »kleinen Schankraum« mit offenem Kamin (Archiv Vogelsang IP, Bestand Derichs/Fotograf: ohne Angabe).