
Kein anderer Ort steht im öffentlichen Gedächtnis so sehr für den Völkermord an den europäischen Jüdinnen*Juden wie das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz im Süden Polens. Aber haben Sie von Orten wie Józefów, Majdanek oder Zamość gehört? Auch bei diesen handelt es sich um Tatorte des Holocaust. Es sind Orte, an denen gewöhnliche deutsche Polizisten zu Mördern wurden.
Befehligt wurden sie auch aus der Villa ten Hompel als damaligem Sitz des Befehlshabers der Ordnungspolizei im Wehrkreis VI zwischen 1940 und 1944. Als Angehörige von Polizeibataillonen bewachten Polizisten Lager, eskortierten Deportationszüge und nahmen an Erschießungen teil. Immer unter dem Vorwand, die von der Wehrmacht eroberten Gebiete zu "sichern" und "für Ordnung zu sorgen". In der deutschen Erinnerungskultur sind diese Verbrechenskomplexe jedoch nur unzureichend verankert. Der Gallery Walk verfolgt daher die Spuren der Verbrechen von Ordnungspolizisten – ausgehend von den Schreibtischtätern in der Villa ten Hompel hin zu den Erschießungsorten, Ghettos und Mordlagern der Vergangenheit. Dr. Andreas Kahrs, Thomas Köhler, Naomi Roth, Peter Römer, Kim Sommerer, Jule Richter und weitere Aktive wirkten maßgeblich mit an Gedenkstätten-Projekten mit der Polizei, aus denen der Gallery Walk als Wanderausstellung entstand.
Beispielhaft werden Geschehnisse an den einzelnen Orten beschrieben und gezeigt, auf welche Weise "ganz normale Polizisten" zu Tätern wurden. Viele der Tatorte in Polen – insbesondere große Städte wie Lublin, Warschau oder Białystok – zeichneten sich vor der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg durch einen hohen Anteil jüdischer Einwohner*innen aus, mit einem blühenden kulturellen, religiösen und wirtschaftlichen Leben. Doch kaum etwas zeugt heute noch von dieser Vielfalt.
Vogelsang IP präsentiert die Wanderausstellung des Geschichtsorts Villa ten Hompel der Stadt Münster vom 02.-27.10.2024. Gefördert wurde die Ausstellung durch das Auswärtige Amt, die Stiftung evz und die lpb nrw.
Besucherzentrum Forum Vogelsang IP, täglich von 10 - 17 Uhr, Eintritt frei