„BESTIMMUNG: HERRENMENSCH | NS-ORDENSBURGEN ZWISCHEN FASZINATION UND VERBRECHEN“ – NEUE DAUERAUSSTELLUNG DER NS-DOKUMENTATION VOGELSANG

ITB Berlin 08. März 2017 | „Bestimmung: Herrenmensch. NS-Ordensburgen zwischen Faszination und Verbrechen“ – lautet der Titel der im September 2016 eröffneten Dauerausstellung der NS-Dokumentation Vogelsang. Als Schulungsstätte für den Führungsnachwuchs der NSDAP errichtet, ist die ehemalige NS-Ordensburg heute ein exemplarischer NS-„Täter-Ort“, in dessen Geschichte sich die fatale Attraktion des Nationalsozialismus ebenso widerspiegelt wie die Mechanismen einer führerbezogenen „Ausbildung“.

Mit 100 ha eines der größten Bauensembles aus der Zeit des Nationalsozialismus, ist Vogelsang in seinen Dimensionen durchaus mit dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg oder mit dem Seebad Prora auf Rügen vergleichbar. Bis heute ist die damalige Herrschaftsarchitektur ablesbar, die der Selbstdarstellung des Nationalsozialismus diente und den Machtanspruch über Mensch und Natur zeigt. Damit ist die ehemalige Ordensburg ein irritierendes Denkmal, das zunächst nicht von den Opfern der NS-Diktatur, sondern von NS-Aktivisten, Mitläufern und Tätern erzählt – ein Ort, der unbequeme Fragen aufwirft. Die Dauerausstellung lenkt daher den Blick auf die jungen Männer, die „auserwählt“ wurden, sich in den Ordensburgen zur zukünftigen Führungselite der NS-Herrschaft ausbilden zu lassen. In elf Kapiteln auf 750 m² erläutert sie die Ordensburgen und ihre historische Funktion. Dabei arbeitet die Ausstellung mit zahlreichen historischen Quellen wie Schriftstücken, Foto-, Film- und Tonmaterial und Originalobjekten. Außergewöhnlich ist die von Beginn an enge Zusammenarbeit des Kuratoren-Teams mit den Gestaltern, wodurch sich sowohl die Raumgestaltung als auch die Inszenierung der Objekte dem Inhalt anpassen. So wird das Außengelände durch diverse Fenstereinbauten in der Ausstellung selbst als Exponat eingebunden.

Die Dauerausstellung spürt der Frage nach, welche Angebote und Versprechen junge Männer in die Ordensburgschulung zogen und wie die rassistische Ideologie und die Überzeugung vom angeblichen Recht des Stärkeren ihr Leben und ihr Handeln prägten. Im Mittelpunkt stehen dabei sowohl die durch Formierung bestimmte Gemeinschaft der Ordensburgmänner als auch die Verhaltensmöglichkeiten des Einzelnen. So werden auch die Folgen der Ausbildung in den NS-Ordensburgen thematisiert, denn zahlreiche Ordensburgmänner wurden zu Tätern und Mittätern im Holocaust, zu radikalen Praktikern des Völkermordes. Durch Zeitzeugenaussagen und Dokumente erschließt die Ausstellung ebenso Perspektiven und Stimmen der Opfer.

Am Ende der Ausstellung bleiben Fragen, die bewusst über die NS-Geschichte hinausgreifen: Wie hätten wir selbst gedacht und gehandelt, wären wir in eine ähnliche Zeit und Aufgabe gestellt worden? Gibt es heute vergleichbare Situationen auf der Welt? Was bedeuten uns Demokratie und Pluralität in unserer heutigen Gesellschaft?

Die Ausstellung ist, wie das Forum Vogelsang IP insgesamt, täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Durch einen Mediaguide ist die Ausstellung auch in englischer, französischer und niederländischer Sprache lesbar und hörbar. Eine Vielzahl an offenen und buchbaren Bildungsprogrammen zur Ausstellung und zu dem Gelände wird von der Akademie Vogelsang IP angeboten. Auch blinde oder sehbehinderte Menschen können die Ausstellung barrierefrei erfahren. Der Ausstellungsbesuch kostet 8 €, ermäßigt 4 €. Der Denkmalbereich selbst ist kostenfrei begehbar und frei zugänglich.

Die Dauerausstellung wurde gefördert von der Europäischen Union im Rahmen des NRW-Ziel 2 Programms 2007–2013 „Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung“ (EFRE), von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit auf Grund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages und vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen. Das Projektvolumen betrug 3 Mio. €. Die Ausstellungskuratoren sind Klaus Ring, Julia Schaadt und der wissenschaftliche Leiter der NS-Dokumentation, Stefan Wunsch. Unterstützt wurden sie von dem wissenschaftlichen Projektbeirat, einem Team der Universität Heidelberg sowie von Fachleuten des LVR-Dezernats für Kultur und Landschaftliche Kulturpflege.


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