
Verführen – Hetzen – Durchhalten
Filmseminar in Kooperation mit der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung zum NS-Propagandafilm
„Wie geschickt die NS-Propaganda ihre Filme eingesetzt hat, hat mich wirklich sehr erschreckt. Ich frage mich, ob Diktaturen heute ähnlich vorgehen“, äußerte sich eine 16jährige Schülerin der Marienschule aus Euskirchen, die mit der gesamten Jahrgangsstufe zu Gast in Vogelsang IP war. Die Gruppen bildeten den Auftakt zu einer Bildungskooperation zur NS-Filmpropaganda zwischen Vogelsang IP und der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung. Sie ist eine der bedeutendsten Filmstiftungen in Deutschland und verfügt über ein Filmarchiv mit mehr als 6000 Stumm- und Tonfilmen, zu denen auch die sog. Vorbehaltsfilme aus der NS-Zeit zählen. Für Vogelsang IP ist die Kooperation ein wertvoller Baustein in der historisch-politischen Bildung zu Rassismus und Ideologie des NS-Regimes. Ziel ist es, die Funktionsweise und Wirkung von NS-Filmen gemeinsam zu diskutieren und so für Toleranz und Demokratie zu sensibilisieren sowie einen Beitrag zur Antisemitismusprävention zu leisten.
Von der Machtübernahme und den Gewaltexzessen über die Ideologisierung und den Rassenwahn bis hin zur Kriegstreiberei und den Vernichtungsfeldzügen – alle Phasen des NS-Regimes waren von systematischer Propaganda begleitet und befördert. Hierzu gehörte unter strenger Regimekontrolle von Anfang an der gezielte, linientreue Medieneinsatz, insbesondere der noch junge, aber besonders wirkungsstarke Film, der konsequent der NS-Strategie untergeordnet wurde.
Zur Auswahl stehen folgende Filme:
"Hitlerjunge Quex", 1933, NS-Vorbehaltsfilm, basiert auf gleichnamigem Roman und erzählt die Geschichte des 15-jährigen Jungen Heini Völker, der in einem kommunistisch geprägten Elternhaus aufwächst, sich jedoch von der Hitlerjugend begeistert zeigt. Heini wendet sich von seinem Elternhaus ab, tritt der HJ bei und wird schließlich beim Verteilen von Flugblättern von Kommunisten ermordet. Der Film stilisiert ihn als „Märtyrer“ der NS-Bewegung und dient der Verherrlichung nationalsozialistischer Ideale, insbesondere Gehorsam, Opferbereitschaft und Treue zur Partei.
"Jud Süß", 1940, NS-Vorbehaltsfilm, ist ein antisemitischer Propagandafilm, inszeniert von Veit Harlan. Er erzählt die stark verfälschte Geschichte des jüdischen Finanzberaters Joseph Süß Oppenheimer, der am württembergischen Hof Macht erlangt, angeblich das Volk unterdrückt und moralisch verwerflich handelt. Der Film stellt ihn als gefährlich, betrügerisch und unmoralisch dar und endet mit seiner Hinrichtung – als scheinbare Wiederherstellung von „Gerechtigkeit“. Der Film hatte das Ziel, antisemitische Vorurteile zu verstärken und Hass auf Jüdinnen und Juden zu schüren. Er gilt heute mit seiner „Ungeziefermetaphorik“ und Verteufelung als eines der wirksamsten und perfidesten Beispiele nationalsozialistischer Filmpropaganda.
Der Film „Kolberg“, 1945, NS-Vorbehaltsfilm, erzählt die Geschichte der preußischen Stadt Kolberg, die sich 1807 tapfer gegen die napoleonischen Truppen verteidigt. Im Mittelpunkt steht die Bevölkerung, die unter der Führung von Bürgermeister Nettelbeck und dem preußischen Offizier Gneisenau gemeinsam Widerstand leistet. Der Film propagiert Durchhaltewillen, Opferbereitschaft und Volksgemeinschaft – zentrale Werte der NS-Ideologie. Trotz der schwierigen Kriegslage wurde Kolberg mit enormem Aufwand produziert, um im Endstadium des Zweiten Weltkriegs noch einmal zur Mobilisierung der Bevölkerung beizutragen.
Ablauf des Filmseminars: Einführung, Filmsichtung, Filmanalyse, Filmgespräch.
Sprechen Sie uns an, wenn Sie mit Ihrer Schulklasse bzw. Jahrgangsstufe ein Filmseminar durchführen möchten. Wir beraten Sie hinsichtlich der Filmauswahl und der Fördermöglichkeiten.
Beratung: fon +49 2444 91579 11
E-Mail: beratung@vogelsang-ip.de