Die Vogelsang IP gGmbH trauert um Prof. Dr. Habbo Knoch (23.6.1969 – 11.12.2024), Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats von Vogelsang IP.
Mit großer Bestürzung haben wir vom plötzlichen Tod unseres Beiratsmitglieds Prof. Dr. Habbo Knoch erfahren.
Habbo Knoch war nicht nur ein herausragender Historiker, sondern zugleich auch einer der besten Kenner der Arbeit der NS-Gedenkstätten und -Erinnerungsorte, wovon zahlreiche profunde und anregende Buch- und Aufsatzpublikationen zeugen. Nach dem Studium der Geschichte, der Philosophie und der Politikwissenschaften wurde Habbo Knoch 1999 in Göttingen mit der bedeutenden Studie »Die Tat als Bild. Fotografien des Holocaust in der deutschen Erinnerungskultur« promoviert, 2008 erfolgte die Habilitation mit der Arbeit »Grandhotels. Luxusräume und Gesellschaftswandel in New York, London und Berlin um 1900«. Von 2008 bis 2014 war er Geschäftsführer der »Stiftung niedersächsische Gedenkstätten« und Leiter der Gedenkstätte Bergen-Belsen, anschließend war er bis zu seinem plötzlichen Tod Professor für Neuere und Neueste Geschichte am Historischen Institut der Universität zu Köln.
Seit seiner Zeit als Gymnasiast in Papenburg hatte sich Habbo Knoch stets auch ehrenamtlich in der Gedenk- und Erinnerungsarbeit engagiert. So war er seit 2001 Vorsitzender des Trägervereins des Dokumentations- und Informationszentrums (DIZ) Emslandlager sowie langjähriges Mitglied und seit 2022 Vorsitzender der wissenschaftlichen Fachkommission der KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Dem Wissenschaftlichen Beirat von Vogelsang IP gehörte Habbo Knoch seit 2018 an.
Durch seine wissenschaftliche Arbeit und durch sein ehrenamtliches Engagement zieht sich wie ein roter Faden die tiefe Überzeugung von der Notwendigkeit, dauerhaft an die nationalsozialistischen Verbrechen zu erinnern, die Gedenk- und Erinnerungsarbeit auf die Würde der Opfer auszurichten und dabei ‒ auch mit Blick auf nachfolgende Generationen ‒ neue Wege zu gehen und wertebasiert in die Gegenwart zu wirken. Seine Einsicht, dass Gedenk- und Erinnerungsstätten nicht nur Orte der historischen Forschung und Bildung sind, sondern gesellschaftliche Prozesse aktiv mitgestalten müssen, brachte Habbo Knoch auch in unsere Diskussionen ein.
Am 11. Dezember 2024 ist Habbo Knoch im Alter von nur 55 Jahren gestorben. Dankbar erinnern wir uns an einen überaus fein- und scharfsinnigen und zugleich humorvollen Ratgeber, der seine Ideen und Impulse zugewandt, offen, gradlinig und mit großer Leidenschaft einbrachte. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie und seinen Freunden. Möge er in Frieden ruhen!